Werke und Texte

Grundlagen der Esoterischen Philosophie

 

Prüfsteine für Wahrheit

Worin liegt der Nutzen eines Werkes wie den Grundlagen der Esoterischen Philosophie? Eine meisterhaft formulierte Antwort gibt Gottfried von Purucker in dem folgenden Auszug.

Beim Aufnehmen unseres Studiums der letzten Woche heute Abend wird es vielleicht gut sein, dieses damit einzuleiten, dass wir uns der zwei Hauptabsichten erinnern, die der Lehrer verfolgte, als er die Studien eröffnete: erstens, die in H. P. Blavatskys wunderbarem Werk enthaltenen Lehren zu erläutern, und zweitens, uns Prüfsteine, den Gehalt der Lehre erweisende Prüfsteine, an die Hand zu geben. Nicht Prüfsteine in einem dogmatischen Sinn, sondern auf die Lehre anzuwendende oder mentale Prüfsteine, die jeder von uns im Gemüt bewahren, sich ihrer erinnern und sie anwenden kann, wenn er ein Buch zur Hand nimmt, das von den alten Religionen der Welt handelt oder über die modernen Theorien hinsichtlich jener Religionen berichtet, wie sie von einigen modernen Denkern ausgegeben werden.

Die Welt ist heute einfach überschwemmt mit Büchern verschiedener Art, die quasi-spirituelle und sogenannte psychische und quasi-psychische Themen behandeln. Für jene, die die Grundlehren der Theosophie oder die Lehren der alten Weisheits-Religion nicht kennen, wie H. P. Blavatsky sie lehrte, mit deren Hilfe die verschiedenen Gegenstände geprüft und erprobt werden können, ist Raum für mentale Verwirrung, Unentschiedenheit und Zweifel in Bezug darauf, was wirklich der Sinn oder die Bedeutung davon sein mag, weil viele dieser Bücher in sehr geschickter Weise geschrieben sind. Geschicklichkeit im guten Schreiben ist kein Zeichen oder Beweis dafür, dass ein Autor das alte Denken richtig versteht. Eine solche Geschicklichkeit ist nur die Fähigkeit, gewisse Gedanken – des Schreibers eigene Anschauungen – klar und oft lobenswert darzustellen. Aber klares und lobenswertes Schreiben ist bestimmt kein Beweis dafür, dass ein Schriftsteller einen angemessenen und ausreichenden Prüfstein für die alte Weisheit besitzt.

Wenn wir daher die Lehren der alten Weisheits-Religion (Theosophie) im Gedächtnis haben und sie richtig verstehen, dann haben wir Prüfsteine. Mit ihrer Hilfe können wir selbst beweisen, ob diese oder jene Lehre einer alten oder modernen Religion, diese oder jene Lehre eines alten oder neueren Denkers mit jener ursprünglichen spirituellen und natürlichen Offenbarung übereinstimmt. Sie wurde den frühesten Angehörigen der ersten menschlichen und wirklich denkenden Rasse durch jene spirituellen Wesen gewährt, von denen auch wir unsere innere Essenz und unser inneres Leben übertragen bekamen und die tatsächlich unsere eigenen spirituellen Selbste sind. Da es ganz und gar keine Prüfsteine im dogmatisch-religiösen Sinne sind, sind sie nicht „notwendig zur Erlösung“. Die Himmel und Höllen hängen zum Beispiel bezüglich ihres wirklichen Bestehens nicht davon ab, ob die Menschen an sie glauben oder nicht. Aber wir meinen, dass die Theosophie uns Kennzeichen an die Hand gibt, die in derselben Weise Prüfsteine sind wie die Tatsachen, die ein Sachverständiger in Mathematik, Chemie oder in einem anderen Zweig der Wissenschaft oder der Naturphilosophie und Naturwissenschaft anzuwenden in der Lage ist. Wenn ihm etwas Neues unter die Augen oder unter die Hände kommt, kann er sich vergewissern, ob dieses Neue mit den von ihm und seinen Mitarbeitern bereits festgestellten Wahrheiten übereinstimmt.

Gottfried von Purucker: Grundlagen der Esoterischen Philosophie

Gottfried von Purucker:
Grundlagen der Esoterischen Philosophie

ISBN 978-3-924849-53-5

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