Gottfried von Purucker – Leben und Werk

Hermann Knoblauch, Bärbel Ackermann

Prof. Dr. Hobart Lorenz Gottfried von Purucker
15.1.1874 Suffern (USA) – 27.09.1942 Covina (USA)

Sohn einer irischen Mutter und eines deutschen Vaters. Die Grundlagen seiner Bildung erhielt er in Genf. Promotion in Literaturwissenschaft. Sanskritgelehrter von internationalem Ruf. 1919 Lehrstuhl für Sanskrit und östliche Religionen an der Theosophischen Universität Point Loma, San Diego, Kalifornien, deren Leitung und Präsidentschaft er 1929 übernahm und bis zu seinem Tode innehatte.

Einige Werke Gottfried von Puruckers

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Grundlagen der Esoterischen Philosophie - Gottfried von Purucker Geburt und Wiedergeburt - Gottfried von Purucker Tod - was kommt danach? - Gottfried von Purucker Spirituelles Erwachen - Gottfried von Purucker
Gottfried von Purucker

Leben und Werk

Als Naturwissenschaftler, bedeutender Sanskritgelehrter und Experte für alte Sprachen (er beherrschte Sanskrit, Althebräisch, Neuhebräisch, Latein, Italienisch, Spanisch, Portugiesisch, Französisch, Deutsch und Englisch) erkannte von Purucker schon früh die Notwendigkeit eines interdisziplinären Denkens und verknüpfte Wissenschaft, Philosophie und Religion zu einer Synthese. Insbesondere verband er östliche Weisheit mit westlicher Wissenschaft. Außergewöhnliche Sprachkenntnisse ermöglichten von Purucker ein umfassendes Studium der alten Philosophien und Religionen in ihren Originalsprachen. Er führte sie auf ihre Kernaussagen zurück und deckte so die hinter Allegorie, Symbolik und Mystizismus verborgenen Wahrheiten auf. Übersetzungsfehler sowie falsche Interpretationen stellte er mithilfe der Urtexte richtig. Hierdurch befreite er viele zu reinen Dogmen erstarrte Glaubenssätze von ihrer degenerativen Ummantelung, sodass sie ihre ursprüngliche Aussagekraft zurückerhielten.

Dem Leser offenbart sich eine faszinierende Welt, die hinter allem materiell Sichtbaren wirksam ist. Wie kaum ein Anderer vor oder nach ihm zeigte von Purucker die tieferen Hintergründe und den Ursprung unseres Lebens in ihrer ganzen Tragweite auf. Er machte deutlich, dass Hypothesen heutiger Zeit wie zum Beispiel die der Vererbung, des Darwinismus und die der Urknalltheorie grundlegender Korrekturen bedürfen. Gemäß von Purucker ist die darwinistische Evolutionstheorie eine Irrlehre mit fatalen Auswirkungen auf das menschliche Denken und Handeln. Tatsächlich bedeutet sie lediglich die „Transformation der Formen“, die mit wahrer, von Intelligenz und Geist geleiteter „Evolution“ wenig gemeinsam hat.

Auch die Theorien und Spekulationen über die Entstehung des Sonnensystems einschließlich unseres Planeten Erde werden gemäß von Purucker unweigerlich neuen, grundlegend geänderten Einsichten und Erkenntnissen weichen müssen. Die Annahme eines aus dem Nichts entstandenen „Urknalls“ vor ca. 13,8 Milliarden Jahren oder der Entstehung von Leben aus einer „Ursuppe“ ist selbst für viele Wissenschaftler nicht die Lösung des Rätsels.

Die Entstehung jeglichen Lebens ist durch ursächlich wirkende Kräfte bedingt. Sie kann daher weder allein auf der Grundlage rein materialistischen Denkens ergründet noch mit modernster Technik erforscht werden.

Von Purucker macht revolutionäre Aussagen, die eine völlige Neuorientierung des Denkens anstoßen. Auch auf dem Gebiet der Medizin und der Psychologie ist er ein Vorreiter, indem er die inneren Zusammenhänge unseres Lebens und die wechselseitigen Beziehungen zwischen Körper, Seele und Geist im Einklang mit der Natur in ihrer ganzen Fülle und Tiefe aufdeckt. Seine Erkenntnisse eröffnen neue Perspektiven. Sie sprengen die begrenzenden Schranken des materiell Sichtbaren und Nachweisbaren und führen in die vernetzten Zusammenhänge von Natur, Mensch und Kosmos. Beeindruckend legt er dar, wie die gesamte Natur von Leben und Bewusstsein durchdrungen ist und dass es diese inneren, ursächlichen Kräfte sind, die unsere Welt der Erscheinungen erst ermöglichen. Hiermit widerspricht er auch der These von der Existenz unbelebter Materie. Es gibt nichts Totes, so sein eindeutiger Appell an Wissenschaft und Forschung, denn Leben setzt Leben voraus – Leben kann nicht aus Totem hervorgehen.

Das durch von Purucker erneut erschlossene umfassende Lehr- und Gedankengebäude der zeitalteralten originären Theosophie erläutert die unveränderbaren Naturgesetzmäßigkeiten. Der Leser erhält tiefgehende Einblicke in die Verzahnungen und Vernetzungen aller miteinander und ineinander wirkenden kosmischen und irdischen Kräfte, in die der Mensch untrennbar eingebettet ist.

Angesichts der ständig weiter fortschreitenden Natur- und Umweltzerstörung ist ein Umdenken in Wissenschaft, Forschung und Gesellschaft existenziell. Solange die Natur jedoch nur als materieller Ausdruck eines mehr oder weniger seelenlos wirkenden Automatismus angesehen wird und sich die Sichtweisen lediglich auf ein vergängliches menschliches Leben beschränken, können alle Anstrengungen, dem rapide fortschreitenden Klimawandel entgegenzuwirken, nur Tropfen auf den heißen Stein sein.

Von Puruckers literarische Werke sind der Entwicklung gegenwärtigen Denkens weit voraus und gelten als Pionierleistung der besonderen Art. Sie sind Wegweiser, zugleich aber auch Hoffnungsträger für eine menschenwürdigere Zukunft, deren Verwirklichung er sein Leben widmete.

Gottfried von Purucker

Gottfried von Purucker in seinem Arbeitszimmer in der theosophischen Universität Point Loma, Kalifornien, USA.

Gottfried von Purucker

Italien 1912: Gottfried von Purucker (links) und Katherine Tingley (Mitte), Leiterin der Theosophischen Gesellschaft 1896–1929.

Akademie-Gebäude Point-Loma

Das Akademie-Gebäude der Universität und des internationalen Hauptquartiers der Theosophischen Gesellschaft, Point Loma bei San Diego, Kalifornien, USA.